Am 12. Oktober 2023 findet die Uraufführung von „Flüge des Angakok“, einer neuen Komposition von Lera Auerbach im Muziekgebouw in Amsterdam statt. Dieses großangelegte Stück für Klavier (Schlagzeug) und Chor, entstand aus den tiefgreifenden Erfahrungen, die Lera während ihrer Besuche in der Arktis machte, die stark mit den drängenden Themen des schwindenden kulturellen Erbes einheimischer Kulturen und der Klimakrise verbunden sind.
„Flüge des Angakok“ bezieht seine Inspiration aus dem Angakok, einer verehrten schamanischen Figur, die im Mittelpunkt spiritueller Überzeugung der indigen Bevölkerung der Arktis steht. In diesem Werk nimmt die Pianistin die Persönlichkeit des Angakok an und reist zurück in die Zeit vor den Menschen, um bei Sedna, der Mutter des Meeres, um die Erneuerung des Lebens zu bitten. Gleichzeitig führt der Chor ein Ritual ähnliches Lied auf, das die Geister der Natur – das Licht/die Sonne, den Wind und das Wasser – beschwört. In seiner Musik spiegelt das Stück die gewaltige und robuste Natur der Arktis wider und drückt eine tiefe Besorgnis um die Zukunft des Klimas, des Planeten, und um die Kontinuität der menschlichen Spezies aus.
Innerhalb der arktischen Volksüberlieferung, nimmt der Angakok eine unmittelbar wichtige und zentrale Rolle ein. Verehrt und respektiert als hochqualifizierter Vermittler zwischen menschlicher, und der geheimnisvollen Geisterwelt, reicht die Bedeutung des Angakok weit über bloße zeremonielle Praktiken hinaus. Durch eine Vielzahl von uralten und heiligen Ritualen nutzt die Figur ihr tiefgreifendes Wissen und ihre tiefe Verbindung mit der spirituellen Welt, um Heilung, Führung und die Interpretation von rätselhaften Zeichen und Träumen herbeizuführen. Ihre Meisterschaft über die mystischen Künste ermöglicht es ihr, die Komplexitäten des Lebens zu navigieren, ihrer Gemeinschaft in Zeiten der Krise oder Unsicherheit, Trost und Weisheit zu bieten. Mit einem tiefgreifenden Verständnis der natürlichen Welt und den unsichtbaren Kräften die geformt werden, wahrt der Angakok das empfindliche Gleichgewicht zwischen den physischen und spirituellen Dimensionen und erhält das kulturelle Erbe und die spirituelle Harmonie seines Volkes. Der zutiefst verehrte Status des Angakoks, innerhalb der arktischen Gesellschaften veranschaulicht die anhaltende Bedeutung traditioneller Weisheit und die anhaltende Relevanz spiritueller Führung in der modernen Welt.
Lera, eine vielseitig begabte Künstlerin, die nicht nur als Komponistin, sondern auch als begabte Dichterin brilliert, hat das Libretto für „Flüge des Angakok“ sorgfältig aus den von den Menschen der Arktis verschiedenen, gesprochenen Sprachen geschaffen. Um die größtmögliche Genauigkeit in Bedeutung und Aussprache zu gewährleisten, arbeitete sie eng mit Inuit-Ältesten aus Grönland und Kanada zusammen.
„Flüge des Angakok“ wurde vom Nederlands Kamerkoor in Auftrag gegeben und stellt eine Fortsetzung von Leras Symphonie Nr. 4 „Arktika“ dar. Diese Symphonie wurde von National Geographic in Auftrag gegeben und hatte ihre Premiere 2019 am Kennedy Center, in Washington D.C.